Die Geschichte der Lok 2

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Hallo und schnauf,
Darf ich mich vorstellen? Ich bin die Neue! Die neue - aber in Wahrheit schon ziemlich alte - Dampflok 2 der Delmenhorst-Harpstedter Eisenbahnfreunde. Eigentlich heiße ich ja "Hannibal", und habe große Ähnlichkeit mit meinem Vetter "Knapsack". Ich sehe fast aus wie der, nur etwas moderner mit abgeschrägten Wasserkästen und abgerundetem Führerhaus. Mein Vorfahr war der Hohenzollern-Typ "Borbeck", den hab' ich aber nie recht kennengelernt.

Geboren - Verzeihung, gebaut - wurde ich 1955 bei Krupp und stand dort eine ganze Weile dumm in der Gegend herum, bis mich 1961 endlich jemand wollte. Eine Firma mit sehr blumigem Namen nahm mich in ihre Reihen auf - die Zeche Rosenblumendelle in Mülheim. Doch der schöne Name war irreführend: Soviel Dreck und Staub hast du noch nicht gesehen. Meine Augen - sorry, Lampen - mussten mehrfach täglich geputzt werden, damit ich überhaupt etwas sehen konnte. Bis 1966 war ich da nun die "Lok 3".

Einen großen Sprung nach vorn machte ich 1966, als ich "Lok 1" auf der Zeche Wilhelmine Mevissen in Duisburg - Rheinhausen wurde. Sieben Jahre musste ich dort schuften, bis man mich nicht mehr brauchte und ich als "Lok 4" an die Grube Anna in Alsdorf verkauft wurde, wo ich bis 1986 ackerte. Doch dann erlitt ich einen bösen Unfall: Bei einer Bergfahrt ging mir das Wasser aus und das Trocken-Heizen der Feuerbüchse gab mir den Rest.
Eine Weile stand ich unbehandelt herum bis mich 1987 die Fränkische Museums-Eisenbahn (FME) entdeckte. Leider kam ihr die Operation meines Leidens zu teuer, so dass ich bei denen zwölf lange Jahre verbrachte, ohne auch nur einen Meter aus eigener Kraft zu fahren. Das kann schon langweilig sein, das könnt ihr mir glauben.

1999 endlich kam ich zu den Delmenhorst-Harpstedtern, die sich sofort daran machten, gößere Vorbereitungen für meine Kessel-Operation zu treffen. Doch, oh weh: Ich wurde in zahllose Einzelteile zerlegt und auf verschiedenen Wegen zu mehreren Krankenhäusern - ach nee, Werkstätten - in Deutschland und Polen geschafft. Dort machten sich viele Leute daran, meine inneren Organe wieder auf Vordermann zu bringen. Es dauerte alles viel länger als geplant und kostete deshalb auch mehr Geld, aber am Ende bin ich nun wieder ganz die Alte, na ja, fast, denn einige Organspenden - sprich Ersatzteile - habe ich schon in mir.

Traurig war ich, dass ich nicht rechtzeitig zum 25. Geburtstag meiner neuen Besitzer nach Harpstedt kommen konnte. Da musste dann eine entfernte Verwandte von mir aushelfen. Richtig stolz war ich aber, als ich bei meiner Ankunft in Harpstedt im November von über 100 Museumseisenbahnern aus ganz Deutschland erwartet wurde. Die hatten gerade ihr Herbsttreffen in Delmenhorst, und meine Besitzer hatten es gedeichselt, dass ich gerade noch rechtzeitig fertig wurde.

Noch im gleichen Monat durfte ich dann endlich probeweise wieder richtig dampfen und - welch riesige Freude - im Dezember schon mal die Züge mit vielen weihnachtlich gestimmten Kindern und dem Weihnachtsmann ziehen. So etwas Lustiges gab es in den Kohlezechen nie!! Und ein tolles Haus habe ich hier in Harpstedt, so einen richtigen großen hellen Lokschuppen! Nur eine schöne Grube müssen meine neuen Freunde noch bauen, damit sie mich ab und zu einmal am Bauch kitzeln können, wo das so besonders angenehm ist. Aber das schaffen die auch noch, vor allem, wenn ihnen die vielen Passagiere in diesem Sommer helfen, die ja gern kommen um mich, die neue Lok 2, zu bestaunen. Ich freue mich schon drauf!

Zur Zeit frischen die Eisenbahnfreunde noch mein Make-Up auf. So schön wie in diesem Jahr bin ich wohl noch nie gewesen.

Ach ja: Bedanken möchte ich mich noch für Zuschüsse und Spenden bei der Stadt Delmenhorst, der Volksbank Harpstedt (Stiftungsverein der Volks- & Raiffeisenbanken), der Sparda Bank Hannover, der Gemeinde Stuhr, der Samtgemeinde Harpstedt und dem Landkreis Oldenburg sowie insgesamt fast 100 Firmen, Vereinen und Privatpersonen!